Kann ein gemeinnütziger Gesellschafter an seine gemeinnützige Tochter spenden?

Der Fall

Klas­si­scher­wei­se unter­stüt­zen gemein­nüt­zi­ge Gesell­schaf­ter ihre Toch­ter­ge­sell­schaf­ten durch Mit­tel­wei­ter­lei­tun­gen, Kapi­tal­erhö­hun­gen oder die Gewäh­rung von Dar­le­hen. Vor dem Finanz­ge­richt (FG) Rhein­land-Pfalz wur­de jedoch ein Fall ver­han­delt, bei dem spen­de­te ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein an sei­ne – in finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten befind­li­che – gemein­nüt­zi­ge Toch­ter­ka­pi­tal­ge­sell­schaft aus dem steu­er­pflich­ti­gen wirt­schaft­li­chen Geschäfts­be­trieb. Den Spen­den­ab­zug mach­te der Ver­ein bei sei­ner Steu­er­erklä­rung – durch Vor­la­ge der aus­ge­stell­ten Spen­den­be­schei­ni­gun­gen sei­ner Toch­ter­ge­sell­schaft – steu­er­lich gel­tend.

Im Zuge der Ver­an­la­gung erkann­te das Finanz­amt den Spen­den­ab­zug nicht an. Begrün­det wur­de dies mit dem Hin­weis, dass es sich bei den Zah­lun­gen nicht um Spen­den, son­dern um ver­deck­te Ein­la­gen han­delt. Die­se schlie­ßen den Spen­den­ab­zug natur­ge­mäß aus.

Das Urteil

Das FG Rhein­land-Pfalz (Urteil vom 07.10.2020 – 1 K 1264/19) gab hin­ge­gen dem Ver­ein recht. Die Zah­lun­gen sind daher als Spen­de abzugs­fä­hig. Zunächst stell­te das FG fest, dass auch steu­er­be­güns­tig­te Kör­per­schaf­ten Spen­den mit steu­er­li­cher Wir­kung leis­ten kön­nen. Als Vor­aus­set­zun­gen wur­den u. a. for­mu­liert, dass die Spen­den­gel­der aus dem steu­er­pflich­ti­gen wirt­schaft­li­chen Geschäfts­be­trieb stam­men müs­sen und die Spen­de nur zur Erfül­lung der eige­nen sat­zungs­ge­mä­ßen Zwe­cke erfol­gen darf. Andern­falls könn­te die Gemein­nüt­zig­keit gefähr­det wer­den.

Die Auf­fas­sung des Finanz­am­tes – es han­de­le sich bei den Spen­den um ver­deck­te Ein­la­gen – wur­de durch das FG eben­falls nicht bestä­tigt. Durch die teil­wei­se über­ein­stim­men­den Sat­zungs­zwe­cke sei viel­mehr von einer Ver­wirk­li­chung der eige­nen Sat­zungs­zwe­cke des Ver­eins aus­zu­ge­hen und dar­in das Haupt­mo­tiv der Spen­de zu sehen. Auch die Tat­sa­che, dass im streit­ge­gen­ständ­li­chen Zeit­raum der Ver­ein kei­ne nen­nens­wer­ten Spen­den an ande­re Emp­fän­ger getä­tigt hat­te, ist nach Ansicht des FG nicht ent­schei­dungs­re­le­vant. Wegen der gemein­nüt­zig­keits­recht­li­chen Beson­der­hei­ten ist näm­lich ein modi­fi­zier­ter Fremd­ver­gleich vor­zu­neh­men und daher auf das Han­deln eines ordent­li­chen und gewis­sen­haf­ten Vor­stands eines gemein­nüt­zi­gen Ver­eins, wel­ches dem Ver­eins­zweck ent­spricht, abzu­stel­len.

Auch die wei­te­ren Anhalts­punk­te für eine ver­deck­te Ein­la­ge wur­den durch das FG negiert: Die wirt­schaft­li­che Stär­kung der Toch­ter sah das Gericht ledig­lich als güns­ti­gen Neben­ef­fekt an, nicht aber als Haupt­mo­tiv. Auch sei­en kei­ne Anhalts­punk­te dafür ersicht­lich, dass der Ver­ein mit der Zuwen­dung sei­ne Gesell­schaf­ter­stel­lung stär­ken woll­te. Abschlie­ßend gab es für den Ver­ein zudem kei­ne Ver­pflich­tung, über die Stamm­ein­la­ge hin­aus Ein­la­gen zu leis­ten. Die Zah­lun­gen sei­en somit frei­wil­lig und ohne Gegen­leis­tung zur För­de­rung der von der Toch­ter­ge­sell­schaft ver­folg­ten steu­er­be­güns­tig­ten Zwe­cke erfolgt.

Unser Fazit

Nach Auf­fas­sung des FG kann ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein an eine gemein­nüt­zi­ge GmbH spen­den, deren Mehr­heits­ge­sell­schaf­ter er ist, soweit die Spen­de aus sei­nem steu­er­pflich­ti­gen wirt­schaft­li­chen Geschäfts­be­trieb stammt und der Spen­den­zweck dem eige­nen Sat­zungs­zweck ent­spricht.

Ob es sich um eine Spen­de oder um eine ver­deck­te Ein­la­ge han­delt, hängt aber vom Motiv ab: Han­delt der Ver­ein aus altru­is­ti­schen Moti­ven, bezeich­net er die Zah­lung als Spen­de und trifft er kei­ne Bestim­mung über die Ver­wen­dung, deu­tet dies auf eine Spen­de hin. Für eine ver­deck­te Ein­la­ge spricht hin­ge­gen, wenn der Ver­ein sei­ne Toch­ter­ge­sell­schaft finan­zi­ell stär­ken möch­te. Nach Ansicht des FG bie­ten sich für eine finan­zi­el­le Stär­kung aber eher Dar­le­hen an als eine ver­deck­te Ein­la­ge. Das FG erkann­te daher im Streit­fall den gel­tend gemach­ten Spen­den­ab­zug an.

Bit­te beach­ten Sie, dass das Finanz­amt bereits Revi­si­on beim Bun­des­fi­nanz­hof (BFH I R 52/20) ein­ge­legt hat. Gemein­nüt­zi­ge Kör­per­schaf­ten soll­ten somit der­ar­ti­ge Zah­lun­gen noch nicht auf das FG Urteil stüt­zen. Um bei einer mög­li­chen Bestä­ti­gung durch den BFH aber von den Vor­tei­len pro­fi­tie­ren zu kön­nen, müss­ten dazu bereits jetzt die ent­spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen wer­den. Dabei und bei allen ande­ren Fra­ge­stel­lun­gen sind wir Ihnen ger­ne behilf­lich.

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