Steuerfreiheit von Betreuungs- und Pflegeleistungen

Grund­sätz­lich sind Leis­tun­gen im Rah­men der Alten­pfle­ge und der Betreu­ung ande­rer pfle­ge­be­dürf­ti­ger Men­schen umsatz­steu­er­frei. Aller­dings regelt der Gesetz­ge­ber, wie bei vie­len Steu­er­be­frei­un­gen genaue Tat­be­stän­de. § 4 Nr. 16 Satz 1 Buchst. m UStG nor­miert bspw. eine Auf­fang­klau­sel, nach der eine bestimm­te Fall­zahl (25 %) in einem Pfle­ge­heim von den Trä­gern der gesetz­li­chen Sozi­al­ver­si­che­rung finan­ziert wer­den muss. Frag­lich war dabei, ob es sich auch um eine mit­tel­ba­re Zah­lung han­deln darf.

Der Klä­ger ist u.a. Betrei­ber eine Senio­ren­be­treu­ung. Die durch ihn erbrach­ten Leis­tun­gen umfass­ten die Grund­pfle­ge alter- und pfle­ge­be­dürf­ti­ger Men­schen, die in der Regel eine Ein­stu­fung in den Pfle­ge­stu­fen I bis V haben, sowie die Haus­halts­füh­rung als häus­li­che Kran­ken­pfle­ge. Die direk­ten Kos­ten­er­stat­tun­gen aus den Kran­ken- und Pfle­ge­kas­sen deck­ten aller­dings nicht alle Fäl­le in der Ein­rich­tung ab – die 25%-Grenze wur­de nicht erreicht. Der Klä­ger ging davon aus, dass die Leis­tun­gen den­noch umsatz­steu­er­frei sei­en. Sei­ner Ansicht sei­en die Fäl­le ein­zu­be­zie­hen, in denen die Pati­en­ten ihre gesetz­li­che Ren­te zur Finan­zie­rung der Pfle­ge ein­setz­ten.

Die Auf­fas­sung des BFH (BFH-Beschluss vom 01.06.2021, XI B 27/20) lässt sich wie folgt zusam­men­fas­sen: Wenn die Kos­ten für Pfle­ge­leis­tun­gen nicht von Ein­rich­tun­gen der sozia­len Sicher­heit „ver­gü­tet” wer­den, son­dern die zu pfle­gen­de Per­son selbst aus eige­nen Mit­teln für die Pfle­ge­leis­tun­gen auf­zu­kom­men hat, kann nicht von einer Über­nah­me der Kos­ten durch sozia­le Ein­rich­tun­gen gespro­chen wer­den; dies gilt auch, wenn der Leis­tungs­emp­fän­ger die für sei­ne Pfle­ge ein­ge­setz­ten Mit­tel aus einer Alters­ren­te bezo­gen hat. Die Vor­aus­set­zun­gen für die Steu­er­be­frei­ung lie­gen dem­entspre­chend nicht vor. 

Vor dem Hin­ter­grund der gesetz­li­chen Rege­lung ist die­se Sicht­wei­se des BFH abso­lut nach­voll­zieh­bar. Aller­dings könn­te sich der Gesetz­ge­ber fra­gen, ob hier nicht eine Geset­zes­än­de­rung ange­bracht ist. Im Ergeb­nis ist die finan­zi­el­le Belas­tung der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen und deren Fami­li­en durch die Pfle­ge sehr hoch. Die Umsatz­steu­er auf die Leis­tun­gen erhöht die­se Belas­tung weiter

Wie­der ein­mal war der § 4 Nr. 16 UStG mit sei­nen sehr dif­fe­ren­zier­ten Rege­lun­gen zur Umsatz­steu­er­be­frei­ung der Alten­pfle­ge und der Betreu­ung ande­rer pfle­ge­be­dürf­ti­ger Men­schen Gegen­stand eines Ver­fah­rens. Ein­rich­tun­gen, wel­che in die­sen Berei­chen tätig sind, soll­ten ihre Umsät­ze und Sach­ver­hal­te regel­mä­ßig einer ent­spre­chen­den Prü­fung unter­zie­hen. In unse­rem Modul elioTAX.compliance sind wir Ihnen dabei ger­ne behilf­lich – bspw. in Form eines steu­er­li­chen Risikochecks.

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