Steuerliche Folgen der verbilligten Abgabe von Speisen und Getränken

Neben der steu­er­li­chen Ein­ordung der Per­so­nal- und Sach­mit­tel­ge­stel­lung an ermäch­tig­te Kran­ken­haus­ärz­te (wir berich­te­ten) hat das FG Müns­ter mit Urteil vom 13.01.2021 auch zur Berück­sich­ti­gung von Ver­lus­ten aus dem Betrieb einer Cafe­te­ria im steu­er­pflich­ti­gen wirt­schaft­li­chen Geschäfts­be­trieb (wiGB) eines gemein­nüt­zi­gen Kran­ken­hau­ses ent­schie­den. Des Wei­te­ren ent­hält die Ent­schei­dung zu die­ser Fra­ge eine inter­es­san­te Fest­stel­lung, die für gemein­nüt­zi­ge Kör­per­schaf­ten ins­be­son­de­re in Betriebs­prü­fun­gen von Vor­teil sein könn­te.

Der Fall
Strit­tig sind die steu­er­li­chen Fol­gen, die sich dar­aus erge­ben, dass ein Kran­ken­haus an sei­ne im Kran­ken­haus­zweck­be­trieb beschäf­tig­ten Mit­ar­bei­ter auf­grund einer Betriebs­ver­ein­ba­rung Mahl­zei­ten und Geträn­ke ver­bil­ligt abgibt. Das Kran­ken­haus hat­te sämt­li­che im Zusam­men­hang mit dem Betrieb der Cafe­te­ria ent­stan­de­nen Auf­wen­dun­gen sei­nem wiGB zuge­ord­net und den Ver­lust mit Gewin­nen ande­rer wiGB ver­rech­net. Das Finanz­amt folg­te dem nicht und ord­ne­te die ent­stan­de­nen Ver­lus­te – wegen der ver­bil­lig­ten Abga­be – teil­wei­se dem Zweck­be­trieb zu. Zudem mach­te es im Kla­ge­ver­fah­ren hilfs­wei­se für den Fall des Unter­lie­gens gel­tend, dass bei einer vol­len Zuord­nung der Auf­wen­dun­gen zum wiGB die­ser plan­mä­ßig dau­er­de­fi­zi­tär sei, sodass das Kran­ken­haus wegen einer gegen § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO ver­sto­ßen­den Mit­tel­ver­wen­dung sei­ne Gemein­nüt­zig­keit ver­lie­ren müsse.

Die Ent­schei­dung
Das FG ord­net die Ein­nah­men aus der Abga­be von Spei­sen und Geträn­ken unver­än­dert voll­um­fäng­lich dem wiGB zu. Die Aus­ga­ben, die antei­lig auf den Ent­gelt­ver­zicht ent­fal­len, sind jedoch durch den steu­er­frei­en Kran­ken­haus­zweck­be­trieb ver­ur­sacht und daher inso­weit nicht gewinn­min­dernd zu berück­sich­ti­gen. Denn inso­weit sei­en dem Kran­ken­haus die Auf­wen­dun­gen auf­grund der arbeits­recht­li­chen Ver­pflich­tung ent­stan­den, die es gegen­über sei­nen im ertrags­steu­er­frei­en Zweck­be­trieb beschäf­ti­gen Arbeit­neh­mern ein­ge­gan­gen sei.

Zum Antrag des Finanz­am­tes auf Aberken­nung der Gemein­nüt­zig­keit konn­te das FG – unab­hän­gig vom Aus­gang des Ver­fah­rens – bereits aus for­ma­len Grün­den kei­ne Ent­schei­dung tref­fen. Dazu hät­te die Finanz­ver­wal­tung die Gemein­nüt­zig­keit im außer­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren bereits aberken­nen müssen.

Unse­re Bewer­tung
Das Urteil des FG Müns­ter betrifft nicht nur Kran­ken­häu­ser, son­dern alle steu­er­be­güns­tig­ten Kör­per­schaf­ten. Nach der Ent­schei­dung sind im Zusam­men­hang mit einem wiGB ent­stan­de­ne Auf­wen­dun­gen antei­lig dem Zweck­be­trieb zuzu­ord­nen, soweit die­se durch eine ver­bil­lig­te Über­las­sung von Leis­tun­gen des wiGB an in der steu­er­frei­en Sphä­re der Kör­per­schaft beschäf­tig­te Mit­ar­bei­ter ver­ur­sacht sind. Bei enger Aus­le­gung müss­te die ver­bil­lig­te Über­las­sung zudem auf Basis einer arbeits­recht­li­chen Ver­pflich­tung erfol­gen.

Aber wo Schat­ten ist, da ist auch Licht: Trotz des for­ma­len Man­gels, hat das FG Aus­sa­gen zum hilfs­wei­sen Antrag der Finanz­ver­wal­tung, dem Kran­ken­haus die Gemein­nüt­zig­keit auf­grund eines plan­mä­ßi­gen dau­er­de­fi­zi­tä­ren wiGB abzu­er­ken­nen getrof­fen, und die­sem eine kla­re Absa­ge erteilt. Nach Ansicht des Gerichts ist weder aus der stän­di­gen Recht­spre­chung des BFH noch den gesetz­li­chen Rege­lun­gen erkenn­bar, dass nur ein­zel­ne wiGB zur Prü­fung einer gegen § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO ver­sto­ßen­den Mit­tel­ver­wen­dung her­an­zu­zie­hen sind. Viel­mehr ist für das Vor­lie­gen eines sol­chen Ver­lus­tes gem. § 64 Abs. 2 AO das Gesamt­ergeb­nis des ein­heit­li­chen wiGB maß­geb­lich. Die­se Fest­stel­lung soll­te den gemein­nüt­zi­gen Kör­per­schaf­ten in der Argu­men­ta­ti­on gegen­über der Finanz­ver­wal­tung wei­ter­hel­fen. Denn all­zu häu­fig sehen sich die­se ins­be­son­de­re in Betriebs­prü­fun­gen mit die­sem Damo­kles­schwert konfrontiert.

Unse­re Emp­feh­lung
Das FG hat die Revi­si­on zum BFH zuge­las­sen und die­se wur­de auch ein­ge­legt. Mit Blick auf das FG Urteil soll­ten steu­er­be­güns­tig­te Kör­per­schaf­ten mit ähn­lich gela­ger­ten Fäl­len zumin­dest ihre Ver­lus­te aus der ver­bil­lig­ten Spei­sen- und Geträn­ke­ab­ga­be aber schon jetzt nicht mehr mit Gewin­nen aus ande­ren wiGB ver­rech­nen. Gegen die sodann höhe­ren Gewinn­fest­stel­lun­gen in den Steu­er­be­schei­den ist sodann Ein­spruch ein­zu­le­gen und – mit Ver­weis auf das beim BFH anhän­gi­ge Ver­fah­ren – das Ruhen des eige­nen Ver­fah­rens zu bean­tra­gen. Für den Fall, dass der BFH das Urteil des FG auf­hebt und zuguns­ten des Kran­ken­hau­ses ent­schei­det, trägt auf die­se Wei­se das Zins­ri­si­ko aus­schließ­lich die Finanz­ver­wal­tung.

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